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Statement von Albert Wiederspiel

12. November 2023

 

Liebe Filmfestbesucher, liebe Freunde,

 

der Zufall wollte, dass am letzten Tag von FILMFEST HAMBURG, am letzten Tag »meines« letzten Filmfestes, in Israel die Welt unterging. Juden und Jüdinnen wurden bestialisch ermordet und als Geiseln genommen. Es war kein Überfall auf den Staat Israel, sondern auf Menschen wie Sie und ich.

Erst am Tag danach, nach einem für mich rauschenden Abschluss unter Kollegen, wurde mir klar, was passiert war. Nachdem ich erfuhr, dass die Kollegen in Haifa ihr Festival abbrechen mussten.

 

Seitdem ist nichts mehr, wie es war. Für mich jedenfalls.

 

Die hässliche Fratze des Antisemitismus ist wieder da – auch bei uns, in Deutschland, fast 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges.

 

Nach dem grausamen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 waren über Nacht vielerorts ukrainische Flaggen zu sehen. Es gab eine Unzahl an Solidaritätsbekundungen und Hilfsangeboten. Und richtig so! All das habe ich in den letzten Wochen sehr vermisst. Zum Konflikt zwischen Israel und Palästina darf jeder die Meinung haben, die er will.

Aber als Jude in Deutschland hatte ich auf mehr Solidarität gehofft. Mit den Israelis, aber vor allem mit uns, den sogenannten deutschen Juden.

 

Ich habe 4 Wochen gebraucht, um diese Zeilen zu formulieren. Aus lauter Fassungslosigkeit und weil ich einfach nicht wahr haben wollte, was um mich passiert.

 

Inzwischen haben wir einen erneuten Krieg in Israel. Und wieder ist es ein Krieg an mehreren Fronten, die auf allen Seiten Menschenleben kosten wird. Es ist UNERTRÄGLICH!

 

Ich bedanke mich bei den deutschen Politikern, die in letzter Zeit oft die richtigen Worte fanden. Das war und ist ein großer Trost. Teilweise war es auch der einzige Trost.

 

Ich denke an meine Verwandten und Freunde in Israel. An die jüdischen und die arabischen. Sie alle haben ein besseres Leben verdient.

 

Albert Wiederspiel

Förderer und Hauptpartner