Sichtbare Stiftungsarbeit
3. Juni 2024
Magdalena Blüchert leitet die Karin und Walter Blüchert Gedächtnisstiftung (KWB) in Hamburg. Über das Projekt »Erfahrungsträger« gab es 2019 eine erste Kooperation mit FILMFEST HAMBURG. Damals wurden Filme aus dem Programm, unter anderem über Einsamkeit im Alter, herausgestellt, um auf das Thema aufmerksam zu machen und die Arbeit der Stiftung zu würdigen. Ein Gespräch über Kultur- und Stiftungsarbeit.
FILMFEST HAMBURG: Magdalena, auch in diesem Jahr soll es wieder eine gemeinsame Kooperation geben. Wie kann Kultur, konkret ein Filmfestival, bei der Stiftungsarbeit helfen?
MAGDALENA BLÜCHERT: Kultur ist ein wichtiger Kanal, um Leute für unsere Arbeit zu sensibilisieren. Über Filme, Kunst, Literatur werden gesellschaftsrelevante Themen emotional vermittelt. FILMFEST HAMBURG hat uns dabei geholfen, als Stiftung beim Publikum von FILMFEST HAMBURG sichtbarer zu werden. Wir waren bei den Filmvorführungen vor Ort, haben Gäste aus unseren Projekten gezielt eingeladen und konnten uns und unsere Themen auch über kurze Trailer vorstellen. Nach den Filmen haben uns Menschen angesprochen und uns weiterempfohlen.
FILMFEST HAMBURG: Was beschäftigt euch aktuell und welche eigenen Projekte gibt es?
MAGDALENA BLÜCHERT: Grundsätzlich helfen wir Menschen in Not. Wir engagieren uns für Senior*innen, für gesellschaftlich marginalisierte Gruppen wie Wohnungslose, von Gewalt Betroffene und chronisch erkrankte Menschen jeden Alters. Zu den jeweiligen Themen haben wir eigene Projekte entwickelt wie eben die »Erfahrungsträger«, um auf das Thema Einsamkeit im Alter aufmerksam zu machen, das Projekt »Dock«, eine jährliche stattfindende zweitägige Veranstaltung, zu der wir bedürftige Menschen, wohnungslose Menschen und Menschen in Not einladen, sich auszutauschen, direkte Hilfe zu erhalten und Gemeinschaft zu erleben oder unser Forum »Gewalt im Alltag«, wo wir einen mehrtägigen Livestream haben und über verschiedene Themen aus dem Bereich »Gewalt« mit Expert*innen sprechen.Außerdem gibt es das »Team Betroffenenrecht«, welche Themen aus dem Sozialrecht und dem Sozialen Entschädigungsrecht juristisch aufbereitet und Hilfestellungen für die Praxis bietet. Dem allen voran steht aber unser »Antragsmanagement«, welches die Einzelfälle und Projekte betreut.
FILMFEST HAMBURG: Wer kann bei euch Hilfe beantragen?
MAGDALENA BLÜCHERT: Es können Einzelpersonen und auch Institutionen gefördert werden, die sich bei ihrer Tätigkeit wiederum auch für unsere Themen einsetzen. Die direkte Hilfe ist uns wichtig, damit die Menschen wirkliche Unterstützung erfahren.
FILMFEST HAMBURG: Viele Vereine und engagierte Bürger*innen gehören zu eurer Stiftungs-Familie. Wie wichtig ist die Stiftungsarbeit für die Vernetzung?
MAGDALENA BLÜCHERT: Es ist immer wieder toll zu sehen, wie viele Menschen sich für andere einsetzen und helfen wollen. Es gibt ein großes Netzwerk, mit dem wir uns austauschen und nachhaltig zusammenarbeiten. Da sind alle Parteien wichtig, die Hauptamtlichen, die das ganze Jahr über stetig in den Projekten und mit den Menschen direkt arbeiten und die Ehrenamtlichen, die unser Netzwerk zum einen erweitern, wenn wir unsere Veranstaltungen haben, aber auch durch ihre Organisationen wichtige Partner*innen sind.
FILMFEST HAMBURG: Du führst die Arbeit Deiner Großeltern fort. Was bedeutet dieses besondere Erbe?
MAGDALENA BLÜCHERT: Ich bin dankbar für die Chance, die Stiftung zu führen, an die großartige Arbeit meiner Großeltern und meiner Mutter nun in dritter Generation anknüpfen zu dürfen und meine Ideen im Sinne der Stifter einzubringen und für die Zielgruppen zu realisieren. Denn im besten Fall sollte es meinen Job und meiner Arbeit nicht bedürfen. Aber bis dahin haben wir als Stiftung noch genug zu tun.