♥ → 

Ehrung für Sandra Hüller

15. August 2023

 

Eine Schauspielerin, die ihre Figuren zu Menschen macht: FILMFEST HAMBURG vergibt den diesjährigen Douglas Sirk Preis an eine der zurzeit herausragendsten europäischen Schauspielerinnen, Sandra Hüller. Die Preisverleihung findet am Samstag, dem 30. September, anlässlich der Deutschlandpremiere des diesjährigen Goldene-Palme-Gewinnerfilms Anatomie eines Falls (Frankreich, 2023) von Justine Triet im CinemaxX Dammtor statt. 

 

»Wir freuen uns sehr, eine der bedeutendsten deutschen Schauspielerinnen auszuzeichnen. Sandra Hüller beherrscht die ganze Bandbreite von Emotionen und Wesensmerkmalen und verleiht somit jeder Rolle besondere, unverkennbare Attribute. Auf der Leinwand genau wie auf der Theaterbühne. Sie vereint das Leidenschaftliche, Grenzüberschreitende, Komische, Verschmitzte und Legere. Daher freuen wir uns dieses Jahr besonders, Sandra Hüller zu ehren, da sie nicht nur eine herausragende Schauspielerin ist, sondern auch zunehmend einen wichtigen Beitrag zur europäischen Filmkultur leistet«, sagt Festivalleiter Albert Wiederspiel. 

 

In dem französischen Gerichtsdrama Anatomie eines Falls, das beim Festival in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet wurde, spielt Sandra Hüller eine deutsche Schriftstellerin, die durch den rätselhaften Tod ihres Ehemanns selbst in einen aufreibenden Indizienprozess hereingezogen wird. Der Film seziert nicht nur die Umstände des Todes bis ins Detail, sondern auch die lebhafte Ehe der beiden, und es ist die Suche nach der Wahrheit als ein Kaleidoskop der Möglichkeiten – passend zu der facettenreichen Schauspielerin. 

 

1978 geboren und aufgewachsen in Thüringen, brach Sandra Hüller mit 17 Jahren nach Berlin auf, um dort an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch zu studieren. Von dort ging es erstmals wieder zurück in ihr Heimatbundesland: Ihr erstes Engagement fand sie am Theaterhaus Jena. Weitere Stationen in Leipzig, München und Basel folgten. Hüller wurde mehrfach ausgezeichnet als Schauspielerin des Jahres, und unter anderem geehrt mit dem Gertrud-Eysoldt-Ring für ihre Rolle als Hamlet am Schauspielhaus Bochum 2019. Ihre erste bedeutende Filmrolle hatte sie unter Hans-Christian Schmid als Michaela Klingler in Requiem (2006), der den Exorzismus von Anneliese Michel Mitte der 1970er Jahre thematisiert und für den Hüller nicht nur mit dem Deutschen Filmpreis, sondern auch mit dem Silbernen Bären der Berlinale ausgezeichnet wurde. Internationale Aufmerksamkeit erhielt Sandra Hüller vor allem für ihre Darstellungen der Ines Conradi in Maren Ades Toni Erdmann (2016), der in Cannes Premiere feierte. Sie selbst erhielt für diese Rolle unter anderem den Deutschen und den Europäischen Filmpreis. Die Rolle ist als Paradebeispiel für Sandra Hüllers Schauspielkunst zu sehen: Zwischen der einsamen Kälte einer erfolgreichen Unternehmensberaterin und der Weichheit einer Tochter, die durch die wiederbelebte Nähe zu ihrem Vater schlussendlich alle Konventionen hinter sich lässt, vereint Hüller die augenscheinlichen Widersprüche.

 

Sandra Hüller ist nach Nina Hoss die zweite deutsche Schauspielerin, die mit dem Douglas Sirk Preis ausgezeichnet wird. Die renommierteste Auszeichnung von FILMFEST HAMBURG ist seit 1995 fester Bestandteil des Festivals und ist benannt nach dem in Hamburg geborenen Regisseur Detlef Sierck. Der Preis wird stets an eine Persönlichkeit verliehen, die sich durch ihre Arbeit um die Filmkultur und Filmbranche verdient gemacht hat. Zu den früheren Preisträger·innen gehören Größen wie Jafar Panahi (2018), Wim Wenders (2017), Catherine Deneuve (2015), Tilda Swinton (2013) und Jodie Foster (1996). 

 

Foto: Agentur Schneider/Christian Hüller

Förderer und Hauptpartner