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FILMFEST HAMBURG
Preise, Abschluss und Bilanz
5. Oktober 2024
Im Rahmen der Abschlussveranstaltung mit NDR Kultur-Moderatorin Julia Westlake sind am Abend vor dem Film The Room Next Door von Pedro Almodóvar im CinemaxX Dammtor die Preise des 32. FILMFEST HAMBURG vergeben worden. Mit rund 59.000 Festivalbesucher*innen inklusive Binnenalster Filmfest konnte das sehr gute Vorjahresergebnis noch einmal gesteigert werden.
Zu dem guten Ergebnis hat auch der in diesem Jahr neu eingeführte »Tag des freien Eintritts« am 3. Oktober beigetragen. Die insgesamt 35 Vorstellungen in den fünf Festivalkinos und den teilnehmenden FILMFEST UMS ECK-Kinos konnten kostenlos besucht werden. Viele FILMFEST HAMBURG-Fans und zahlreiche Festival-Neulinge haben das Angebot angenommen, die Kinos waren voll.
»Ich bin überglücklich und voller Dankbarkeit! So viele meiner Träume für das erste Jahr sind wahr geworden – es fühlt sich einfach magisch an« sagt Festivalleiterin Malika Rabahallah. »Es war überwältigend, so viele renommierte Regisseur*innen, Schauspieler*innen und Filmschaffende in der Hansestadt zu sehen, die mit uns die besondere Festivalatmosphäre genossen haben. Und der ‚Tag des freien Eintritts‘: Mit über 90 Prozent Auslastung an dem Tag ist diese neu eingeführte Aktion ein Riesenerfolg….und das im ersten Jahr! Ich hoffe, es bleibt nicht bei einer einmaligen Aktion. Ein großes Dankeschön an die Behörde für Kultur und Medien, ohne die das alles nicht möglich gewesen wäre!«
In ihrem ersten Jahr begrüßten Malika Rabahallah und ihr Team in Hamburg insgesamt 312 Gäste aus 29 Ländern, darunter die Festivalmacher und Filmemacher*innen aus der Ukraine, die zum dritten Mal beim Molodist Kyiv International Film Festival zu Gast waren und ihren nationalen Langfilmwettbewerb in Hamburg ausrichteten. Weitere Gäste waren unter anderem die Regisseur*innen Jacques Audiard, Mohammad Rasoulof, Joshua Oppenheimer, Nora Fingscheidt, Chiara Fleischhacker, Thomas Vinterberg, Pia Marais, Roxana Samadi, Christian Schwochow, Sonja Heiss, Magnus von Horn, Dea Kulumbegashvili, Michel Hazanavicius, Louise Courvoisier, Emma Benestan, Fatih Akin, sowie die Schauspieler*innen Maren Eggert, Lisa Hagmeister, Nina Kunzendorf, Luna Wedler, Charly Hübner, Diane Kruger, Marie Nasemann, Lamin Leroy Gibba, Thelma Buabeng, Helena Zengel, Emma Nova, Lisa Vicari, Nico Stank, Hape Kerkeling und Christoph Maria Herbst.
Die Preise im Überblick:
Der mit 5.000 Euro dotierte Preis Der Politische Film der Friedrich-Ebert-Stiftung (Jury: Danial Ilkhanipour, Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft; Andreas Körner, Kulturjournalist; Pia Lenz, Regisseurin) geht an die Regisseur*innen Julian Brave NoiseCat und Emily Kassie für ihren Dokumentarfilm Sugarcane (Kanada, USA 2024).
Auszug aus der Jurybegründung: »Vater Ed Archie und Sohn Julian reisen durch ihre kanadische Heimat, das Land ihrer indigenen Vorfahren, doch sie sind nicht auf Urlaub. Es ist eine biografische Spurensuche, bei der Verdrängtes auf die Gegenwart trifft. Denn da ist eine Lücke im Leben des Vaters, die sich bislang nicht schließen ließ. Aufgerissen in einer der sogenannten »Indianerschulen«, die es in ganz Kanada gab. Unter dem Dach der katholischen Kirche wurden indigene Kinder über Jahrzehnte körperlich und sexuell missbraucht. Die Vergewaltiger schwängerten Mädchen und ließen Babys verschwinden, nur wenige Täter wurden jemals angeklagt. Dieser wütende und liebevolle Dokumentarfilm erzählt die Geschichte in all ihrer Komplexität und schafft es, sich behutsam den einzelnen Schichten des Schmerzes und der mühsamen Befreiung zu nähern. Dabei sind es die Opfer selbst, denen die Filmemacher durch ihre eindrückliche Regiearbeit einen Raum schaffen, in dem alles Platz hat, aber eben manches auch ungelöst bleiben darf (…) Sugarcane erzählt davon mit Zärtlichkeit, ohne Pathos, findet große, poetische Bilder und öffnet den Blick für die komplexe Sicht auf historische, gesellschaftliche und soziale Zusammenhänge (…)«
Der mit 5.000 Euro dotierte NDR-Nachwuchspreis für Langfilmdebüts geht in diesem Jahr an den Regisseur Giovanni Tortorici für seinen Film Diciannove (Italien 2024). Eine lobende Erwähnung sprach die Jury (Benita Balili, Morgana de Mello, Patrick Gätje, Mattis Jessen und Sophia Schachtner) außerdem für den Film Blue Sun Palace (Regie: Conctance Tsang / USA 2024) aus.
Jurybegründung: »So offengelegt wie seine Google-Suche von Justin Biebers Dick Pic, nimmt uns Giovanni Tortorici ganz formfrei mit auf eine mutige und ehrliche Reise seiner adoleszenten Selbstfindung und der Suche nach seiner Stimme als Filmemacher. Die Charaktere und kleinen Momente sind es, die das Porträt einer europäischen Adoleszenz mit einem Sinn für Humor schaffen, welches der Unendlichkeit der Ideale eines Teenagers trotzt. Irgendwo zwischen Kunst, Musik und Literatur findet der Hauptcharakter in seiner Einsamkeit Halt. Und am Ende beobachten wir ein Lächeln, das durch das Entdecken der Möglichkeit von Veränderung erhellt wurde. Lobend wollen wir an dieser Stelle ebenfalls die Arbeit von Constance Tsang in ihrem Film Blue Sun Palace erwähnen, die es schafft, eine Geschichte mit außergewöhnlicher Nähe und Feingefühl zu ihren Protagonisten zu erzählen.«
Der mit 5.000 Euro dotierte Arthouse Cinema Award des Internationalen Verbands der Filmkunsttheater (C.I.C.A.E.), geht an den Film Universal Language (Regie: Matthew Rankin / Verleih: Rapid Eye Movies / Kanada 2024). Das Preisgeld wird von der MOIN Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein für PR-Maßnahmen des deutschen Verleihs zur Verfügung gestellt (Jury: Majid Movasseghi, Regisseur, Kritiker, Dozent / Schweiz; Dina Pokrajak, Filmkritkerin und Kuratorin, Managerin des Dokukino KIC / Kroatien; Iris Präfke, Filmwissenschaftlerin, Kinobetreiberin / Berlin).
Auszug aus der Jurybegründung: »Obwohl die Situationen und die Handlung dieses Films einen absurden Unterton haben, gelingt es dem Regisseur, das Publikum von Anfang an durch eine brillante Atmosphäre zu fesseln (…) Die Jury war beeindruckt von der ungewöhnlichen, aber kohärenten Struktur des Films, der Schaffung einer fantasievollen interkulturellen Welt und dem kreativen Einsatz filmischer Mittel – insbesondere der Musik. Wir sind der Meinung, dass dieser Film ein großes Publikumspotenzial hat, wenn er durch eine geeignete Werbekampagne und Strategie unterstützt wird. Daher haben wir beschlossen, den Arthouse Cinema Award an Matthew Rankin für Universal Language zu vergeben.«
Der Preis der Filmkritik (Jury: Danny Marques, NDR 90,3; Gerhard Midding, epd Film, Ray; Heinrich Oehmsen, Hamburger Abendblatt; Wilfried Reichart, Filmdienst; Carolin Weidner, TAZ, Perlentaucher, Cargo) wird seit 2018 in Zusammenarbeit mit dem Verband der deutschen Filmkritik vergeben. Der Preis geht an den Film Der Spatz im Kamin von Ramon Zürcher (Schweiz 2024).
Jurybegründung: »Der Spatz im Kamin hört nicht auf uns zu verblüffen. In jeder Szene bricht ein neuer Konflikt auf. Diese Familie führt einen Machtkampf: Jeder gegen Jeden. Die Dialoge sitzen wie Messerstiche. Ramon Zürcher hat diese Hölle raffiniert verdichtet. Die Darstellerinnen und Darsteller spielen mit offenem Visier. Hinter der Angriffslust wird Verletzung spürbar. Diese erzählerische Konsequenz ist verstörend und tief beeindruckend.«
Bereits am 30. September sind die Hamburger Produktionspreise »Internationale Kino-Kopoduktionen« und »Deutsche Kinoproduktionen« an die Produzentin Dorothe Beinemeier / Red Balloon (Happy Holidays, Regie: Scandar Copti) und an die Produzent*innen Dietmar Güntsche, Martin Rohé und Svenja Vanhoefer / Neue Bioskop Film (Vena, Regie: Chiara Fleischhacker) vergeben worden. Die Preisgelder in Höhe von jeweils 25.000 Euro für diese Kategorien werden von der Behörde für Kultur und Medien zur Verfügung gestellt. Der Hamburger Produktionspreis »Deutsche Fernsehproduktionen«, ebenfalls in Höhe von 25.000 Euro und gestiftet von der Verwertungsgesellschaft der Film- und Fernsehproduzenten (VFF), geht an Bernd von Fehrn, René Jamm (Warner Bros.), Roxana Richters und Alexander Wadouh (Chromosom Film) für Von uns wird es keiner sein (Regie: Simon Ostermann). Mit dem Sonderpreis für serielle Formate in Höhe von 10.000 Euro gestiftet von der VFF sind Martin Danisch und David Hadda (Turbokultur) für die Serie Deadlines (Regie: Sonja Heiss / Drehbuch: Johannes Boss, Nora Gantenbrink, Sonja Heiss) ausgezeichnet worden.
Mit dem 2023 von der Hapag-Lloyd Stiftung erstmals vergebenen Albert Wiederspiel Preis in Höhe von 10.000 Euro wurde in diesem Jahr am 1. Oktober die georgische Regisseurin Dea Kulumbegashvili für ihren Film April ausgezeichnet.
Der mit 10.000 Euro dotierte und vom Hamburger Kinobetreiber Hans-Peter Jansen zur Verfügung gestellte MICHEL Filmpreis MAJA wurde am 4. Oktober von der MICHEL Jury and den Film Lars ist LOL (Norwegen, 2023, Regie: Eirik Sæter Stordahl) vergeben.
Der mit 2000 USD dotierte Preis des Molodist Kyiv International Film Festivals, Scythian Deer, ging an den Film Stepne (Regie: Maryna Vrode). Eine lobende Erwähnung sprach die Jury (Anastasia Bukovska, Produzentin; Natalia Libet, Produzentin; Dennis Ruh, Consultant, Gründer des Serienfestivals Seriesly) für den Film Grey Bees (Regie: Dmytro Moiseiev) aus.
Douglas Sirk-Preisträger*innen 2024 sind Andrea Arnold und Jacques Audiard.
Der mit 5.000 Euro dotierte FILMFEST HAMBURG PUBLIKUMSPREIS, gestiftet von der Hapag-Lloyd Stiftung für den Publikumsliebling des Festivals geht an Freiheit im Herzen – Lasst es uns eilig haben, menschlich zu sein von Roxana Samadi.
FILMFEST HAMBURG wird gefördert und unterstützt von der Behörde für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg sowie von den treuen Hauptpartnern Deutsche Fern-sehlotterie, Hapag-Lloyd Stiftung, Studio Hamburg Gruppe, Grand Elysee Hotel und dem Mo-bilitätspartner MOIA. Weitere Förderer sind die Karin und Walter Blüchert Gedächtnisstiftung, ARTE, der Hauptmedienpartner NDR sowie noch weitere 60 Partner, Förderer und Unterstützer. Als neue Partner sind dabei: HaspaJoker sowie MUBI. Bei der Umsetzung des nationalen Wettbewerbes des Molodist Kyiv International Film Festival bekommt das FILMFEST HAMBURG Unterstützung von der Behörde für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg sowie durch die Senatskanzlei im Rahmen des Pakts für Solidarität und Zukunft Kyiv Hamburg.
Der Termin für die 33. Ausgabe von FILMFEST HAMBURG wird Ende 2024 bekanntgegeben.