Filmmaker
in Focus
Das innovative Programmformat von FILMFEST HAMBURG widmet sich jedes Jahr zwei markanten Stimmen des internationalen Kinos. In intensiven Gesprächen geben die Filmschaffenden Einblick in ihr kreatives Schaffen, ihre filmischen Visionen und Arbeitsweisen. Ergänzt werden die Gespräche durch Werkschauen, die frühere Arbeiten auf die große Leinwand zurückbringen und spannende Verbindungen zu ihren jeweils aktuellen Filmen herstellen. So entsteht ein lebendiger Dialog über Filmkunst, der ästhetische und gesellschaftliche Perspektiven verbindet und den Blick für das Kino von heute und morgen schärft.
2025
Julia Ducournau
Julia Ducournau ist auf der Höhe ihrer Zeit – modern, radikal, bildgewaltig. Ihre Filme sind kompromisslos und zugleich zutiefst menschlich. Die in Paris aufgewachsene Regisseurin lehnt Schubladendenken ab, auch in Genderfragen, und definiert sich in erster Linie als Mensch. Vom Male Gaze bewusst abwendend, stellt sie bestehende binäre Ordnungen und Strukturen infrage. FILMFEST HAMBURG zeigte Ducournaus‘ aktuellen Film Alpha (2025) sowie ihre frühren Filme Titane (2021) und Raw (2016).
Kleber Mendonça Filho
Seine Filme entziehen sich jedem Label und sind immer für eine Überraschung gut. Der brasilianische Regisseur Kleber Mendonça Filho setzt sich unermüdlich mit seiner Heimat auseinander – mit dem Leben im Kapitalismus, mit globalen politischen Entwicklungen und einem wieder aufkeimenden, toxischen Kolonialismus. FILMFEST HAMBURG zeigte Mendonças Filme The Secret Agent (2025), Bacurau (2019) und Neighbouring Sounds (2012).
2024
Pia Marais
Pia Marais wuchs in Süafrika, Schweden und Spanien auf. Sie studierte zunächst Bildhauerei und Fotografie an der Chelsea School of Art in London, der Rietveld Akademie in Amsterdam und der Kunstakademie Düsseldorf, bevor sie ihr Filmstudium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin aufnahm. Ihre Film sind dynamisch, verspielt und verwenden Versatzstücke unterschiedlicher Genres. Nicht alles wird erklärt, nicht alles aufgelöst. FILMFEST HAMBURG zeigte Marais‘ aktuellen Film Transamazonia (2024) sowie ihre frühren Filme Die Unerzogenen (2007) und Layla Fourie (2013).
Joshua Oppenheimer
Die Apokalypse steckt schon in seinem Namen. Oder zumindest das Interesse dafür. Joshua Oppenheimer wuchs in New Mexico auf, mit Blick auf Los Alamos, Sitz des US-amerikanischen Atomforschungsprojekts. Immer wieder wurde er mit Robert Oppenheimer in Verbindung gebracht, dem »Vater« der Atombombe, doch es gibt keinerlei familiäre Bezuge. FILMFEST HAMBURG zeigte Oppenheimers Filme The Act of Killing (2012), The Look of Silence (2014) und The End (2024).
2023
Alice Rohwacher
Die in der Toskana aufgewachsene Alice Rohrwacher hat sich vor allem durch ihre einfühlsamen Erzählungen über gesellschaftliche Randfiguren einen Namen gemacht. Inspiration für ihre Geschichten und Figuren zieht sie dabei aus persönlichen Erfahrungen, was sich in der starken emotionalen Resonanz, die Rohrwachers Filme auslösen, widerspiegelt. Ihre dabei stets zentralen Motive von Mythologie, Religion und Volkskultur gepaart mit politischen Fragestellungen sind an ihre einzigartige visuelle Ästhetik geknüpft. Im Rahmen des Programms »Filmmaker in Focus« zeigte FILMFEST HAMBURG die drei Filme Corpo Celeste (2011), Land der Wunder (2014) und La Chimera (2023).
Bertrand Bonello
Obsessionen und Mystik in politisch aktuelle Fragestellungen einzubinden, ist zentral für den in Frankreich geborenen Bertrand Bonello – auch wenn er sich sonst in seinen Werken jeglicher kohärenten Narration entzieht. Zwischen der visuellen klinischen Klarheit von Bonellos Bildsprache und der fast gegenteiligen Verschachtelung seiner Handlungen, die von Zeitsprüngen, über Phantasmagorien hin zu Halluzinationen reicht, zeigen seine Filme eine große Leidenschaft für neue Erzählformen des modernen Kinos. FILMFEST HAMBURG zeigte 2023 die drei Filme Saint Laurent (2014), Nocturama (2016) und The Beast (2023).
2022
Ruth Mader
Ruth Mader studierte Regie an der Wiener Filmakademie und gewann 1998 mit ihrem Kurzfilm Gfrasta den renommierten Max Ophüls Preis. Mit dieser Studentenproduktion über vier Mädchen, die ein anderes Mädchen quälen, waren Ton und Thema der Folgearbeiten gesetzt: Filme über soziale Randfiguren und gesellschaftliche Verwerfungen, in denen das Dokumentarische in die Fiktion ragt – und umgekehrt. FILMFEST HAMBURG zeigte 2022 ihre Filme Gfrasta (1998), Null Defizit (2001), Struggle (2003), What is Love (2011), Life Guidance (2017) und Serviam – Ich will dienen (2022).
Santiago Mitre
Santigo Mitres Arbeiten beschäftigen sich mit den Fragen nach Macht, Institutionen und Gesellschaft – alles vor dem politischen Hintergrund eines repressiven Staates. Obwohl seine frühen Filme, wie The Student (2011) oder die Aktualisierung des argentinischen Klassikers Paulina (2013), bereits landesintern für reichlich Gesprächsstoff sorgten kann man seinen internationalen Durchbruch mit der Einladung von The Summit (2017) zu dem Festival innerhalb der Sektion »Un Certain Regard« festmachen. Bei FILMFEST HAMBURG liefen 2022 The Student (2011), Petite Fleur (15 Ways to kill your Neighbour) und Argentina, 1985 (2022).
2021
Andrea Arnold
Mit Andrea Arnold hat eine explizit weibliche Stimme Einzug in das Kino der gesellschaftlich Marginalisierten gehalten. Mit unverfälschtem Blick und rauer Ästhetik liegen Brutalität und Schönheit in ihren Filmen stets nah beieinander. Für ihren Kurzfilm Wespen (2003) gewann sie einen Oscar, ihre darauffolgenden Langfilme, darunter Red Road (2006), Fish Tank (2009), sowie American Honey (2016), wurden in Cannes mehrfach mit dem Jurypreis ausgezeichnet. Im Rahmen des Formats »Filmmaker in Focus« zeigte FILMFEST HAMBURG Arnnolds ersten Dokumentarfilm Cow (2022), Red Road (2006) und Wuthering Heights – Emily Brontës Sturmhöhe (2011).
Sean Baker
Auch Sean Bakers Filme beschäftigen sich mit randständigen Figuren – seine Aufmerksamkeit gilt denen, für die das Versprechen des Amerikanischen Traums nicht in Erfüllung gegangen ist. Dabei siedeln sich seine Geschichten oftmals rund um Charaktere aus dem Rotlichtmilieu oder aus der Pornoindustrie an. FILMFEST HAMBURG zeigte Bakers Filme Starlet (2012) über eine ungewähnliche Frauenfreundschaft, den komplett mit dem iPhone gedrehte Tangerine L.A. (2015) und Red Rocket (2021) über einen Ex-Pornostar, der in seiner Heimatstadt ieinen Neustart als Unternehmer versucht.
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2020
Kelly Reichardt
Portland statt Hollywood: Kelly Reichardt und ihr Kino sind weit weg von Glamour und Größenwahn, von den Egomanien der Instagram- und Rasensprenger-Welt. Auch Lichtjahre entfernt von den dicken Budgets der großen Studios. Die Regisseurin ist in jeder Hinsicht unabhängig. In der Finanzierung ihrer Filme, in der Verwirklichung ihrer künstlerischen Vision und in ihrer alternativen Erzählung von Amerika. Dafür hat sie sich über die Jahrzehnte eine Art Familienunternehmen aufgebaut, in dem die wichtigen Positionen fast immer von den gleichen Leuten besetzt sind. FILMFEST HAMBURG zeigte im Format »Filmmaker in Focus« ihre drei Filme River of Grass (1994), Meek’s Cutoff – Auf dem Weg nach Oregon (2010) und First Cow (2020).
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Pablo Larraín
Pablo Larraín verfügt wie kein anderer chilenischer Regisseur seit dem legendären Filmemacher Raúl Ruiz über einen Eigensinn, einen politischen Ungehorsam sowie das nötige Selbstvertrauen, um dem Kino seinen persönlichen Stempel aufzudrücken. Nach dem Studium und der Gründung seiner eigenen Produktionsfirma Fábula veröffentlichte Larraín mit Fuga sein Spielfilmdebüt. In seinen nächsten Filmen wandte er sich der Vergangenheit seines Landes zu und unterzog sie einer unbequemen, intensiven Revision. Bei FILMFEST HAMBURG liefen 2020 Tony Mareno (2008), No (2012) und Ema (2019).
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2019
Lav Diaz
Lav Diaz‘ Arbeiten mit ihren oft epischen Laufzeiten sind Reflexionen über Zeit und Vergänglichkeit und zugleich präzise Analysen der philippinischen Geschichte und ihrer gegenwärtigen politischen Situation. Spätestens mit der Auszeichnung seiner Filme A Lullaby to the Sorrowful Mystery und The Woman who Left auf den Festivals in Berlin und Venedig 2016 hat sich Lav Diaz als einer der prägenden Filmemacher der Gegenwart etabliert. FILMFEST HAMBURG zeigte in dem neu eingeführten Format »Filmmaker in Focus« seine Filme Death in the Land of Encantos (2007), Season of the Devil (2018) und The Halt (2019).
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Céline Sciamma
Céline Sciamma hat sich mit ihren Erzählungen um Individuen im Konflikt mit gesellschaftlichen Konventionen als markante Stimme auf den wichtigsten internationalen Festivals etabliert. Neben ihren Regiearbeiten ist sie auch als Drehbuchautorin für andere Regisseur*innen tätig. So hat sie bereits mit Pascale Ferran und André Techiné zusammengearbeitet und verfasste für Claude Barras das Drehbuch zu dem Stop-Motion-Film Mein Leben als Zucchini ( 2016). In dem neu eingeführten Format »Filmmaker in Focus« zeigte FILMFEST HAMBURG ihre vier Filme Water Lilies (2007), Tomboy (2011) , Mein Leben als Zucchini ( 2016) und Portrait einer jungen Frau in Flammen (2019).
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