The Experimental Archive • FILMFEST HAMBURG

The Experimental Archive

OT: The Experimental Archive

Neuseeland, 1933
// FF2009

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Inhalt

Flankierend zur Reihe „Neuseeland Deluxe“ vereint das Programm „The Experimental Archive: Adventures in New Zealand Film-making 1933 – 2007“ eine Sammlung unterschiedlicher neuseeländischer Experimentalfilme und bedient sich dabei sowohl bei Homemovies und Regierungsfilmen als auch bei künstlerischen Videos und Musikclips.
Obwohl der Einfluss der europäischen Kultur in den letzten 150 Jahren dominant war (Neuseeland wurde 1940 von den Briten kolonisiert), besinnt sich das Land zunehmend auf die eigene Identität als Südpazifik-Staat – was sich auch in den filmischen Auseinandersetzungen ausdrückt. „The Experimental Archive“ ist eine Einladung, die Geschichte des experimentellen Films in Neuseeland kennenzulernen und filmische Zeugnisse aus verschiedenen Epochen als spannungsreiche Reflexion auf das politische und gesellschaftliche Leben des Landes zu deuten.

Begleitet und moderiert wird die Filmreihe von Mark Williams, Kurator des New Zealand Film Archive.

Das Programm besteht aus folgenden Filmen:

Paritai Drive (2.32 min.)
Ethel Garden 1937
1996 produzierte das BFI „Cinema of Unease“, einen Dokumentarfilm für die ,Century of Cinema Series’. Drehbuch und Regie stammen von Sam Neill, der Titel bezieht sich auf die dunkle und nachdenkliche Natur zahlreicher, namhafter neuseeländischer Filme, die Neill als Reflektion auf die Suche nach der eigenen nationalen Identität versteht. Ethel Gardens ,home video’ („Paritai Drive“) beginnt mit einem Highway und einem eindrucksvollen Haus – Ausdruck des Kolonialismus. Schnell bemerkt man die unterdrückte Dramatik die sich in diesen Bildern verbirgt.

Sun Test 2 (2.21 min.)
Elga Hinton 1940er
Elga Hintons Sun Test 2 ist eigentlich ein typisches ,home video’, er zeigt: spielende Kinder im Garten. Gleichzeitig ist dieser Film ein Experiment mit Licht. Mit Hilfe von Doppelbelichtung werden die Bilder der Kinder durch ein großes dominierendes Bild der Sonne verdunkelt, das sich in die Linse der Kamera brennt.

Pictorial Parade – Wool Gathering (5.50 min)
John King, New Zealand National Film Unit 1965
,The New Zealand National Film Unit’ stellte das lokale Equivalent zur britischen GPO (Government Publicity Office) dar. Seine Aufgabe war es ein gesundes und blühendes Bild der Nationalen Identität zu zeigen. Das NFU und seine Vorläufer standen meist in der Kritik biedere und ausdruckslose Bilder von Neuseelands Rohstoffindustrie zu entwerfen. Der Besuch von John Grierson führte dazu, dass der Kriegsfilmer Stan Andrews berufen wurde einen dramatischeren Regierungsfilm über Schafscherer zu produzieren. John Kings „Wool Gathering“ deutet an, dass diese Idee verbraucht sei. Sein Film beginnt mit grasenden Schafen und wechselt zu  Bildern des Schafescherens, welche dann abrupt unterbrochen werden durch eine ,slow-motion’ Sequenz, inspiriert durch die klassische Avant Garde von „Last Year At Marienbad“ (1961). Weit über ein Bild der Rohstoffindustrie hinaus entwirft Kings Film ein komisches, surreales Bild, welches die Textur und Materialität der Wolle selbst thematisiert.

Earthworks. Temporary Instant in the Continuum of Universal Ebb and Flow (11.35 min.)
Philip Dadson 1971
Philip Dadson war ein Gründungsmitglied des Londoner Scratch Orchesters in 1969. Anfang der 70er Jahre kehrte er nach Neuseeland zurück und formierte die experimentelle Percussion Group und begann seine Karriere als interdisziplinärer Künstler.
„Earthworks“  zeigt Ereignisse die simultan in Australien, Rarotonga, San Diego, der Antarktis, England und Neuseeland stattfanden. Dadson forderte die Teilnehmer dazu auf in zehn Minuten Naturereignisse zu berichten oder zu filmen, die Filmausschnitte erstrecken sich von Wetterberichten bis zu Bildern von Sonne, Mond und der direkten Umwelt. Visuell und auditiv komponiert das Zusammenspiel von Foto, Ton und Video eine Einheit: „Earthworks“ – eine friedliches zelebrieren unseres Planeten Erde.

Duck Calling (3.30 min.)
Gray Nicol 1978
“In the performance, as I unwound the bandage from my head and wound it around the hand holding the microphone, my voice became increasingly muffled and the duckpond sound track was slowly turned up until that was all you could hear – quite loud-then stopped, and the lights turned out. In the following silence I broke the glass of the display case with my bandaged fist, took the gun and left the stage making a duck call, with a lure, as shooters do. Then the lights came up slowly.” – Gray Nicol

Turning Brown and Torn in Two (4.00 min.)
Chris Knox 1983
Seit Beginn der 80er ist Chris Knox nicht nur Macher seiner eigenen Songs, sondern auch Regisseur der dazugehörigen Musikvideos. Beide reflektieren die Inspiration seines Schöpfer: Punk Rock, Tex Avery und eine Wertschätzung für die Grotesk des Comics. In der Zeit vor der Vernetzung durch das World Wide Web konnte in Neuseelands geographischer Isolation nur über aktuelle Entwicklungen der internationalen Avantgarde gelesen und geträumt werden. Knox selbst beschreibt Tony Conrads „Flicker“ als größten Einflussfaktor seines Schaffens, Jahre bevor er den Film zum ersten Mal sah.

Flicker (4.00 min.) 
Fetus Productions 1985
Fetus Productions war eine Multimedia Gruppe inspiriert von industrieller Kultur, die Ende der 70er aufkam. Sie traten als Musikgruppe mit Super 8 Projektionen auf, sie entwarfen ihre eigene Mode und experimentelle Klang- und Bildinstallationen. Ihre Kunst kennzeichnet sich durch die Faszination an urbanem und physischem Verfall. „Flicker“ ist das am kommerziell erfolgreichste Werk.

Wog Features (6.34 min.)
Lisa Reihana 1990
“Wog Features uses animation and live action to address racism in culture and gender.  I chose animation because of its universal appeal to children as well as adults, and to increase the potential audience. Minstrels dance in blackface; golliwogs are incorporated into reconstructions of children’s television. This politicised look at culture is almost on the edge of profanity. The education of our people should begin when they are young.”  – Lisa Reihana

Bowl Me Over (6.00 min)
Lissa Mitchell/ Pictorial Research Group 1995
„Bowl Me Over“ ist ein animierter Roadmovie, der direkt auf Film gemalt wurde. Eine Hommage an Colin McCahon, Mina Arndt und Rita Angus, regionale Künstler dessen Werke, wie dieser Film, inspiriert waren durch die Landschaft Neuseelands.

Falling Out (15.00 min.)
MD Brown 2004
Geprägt von einer vorstädtischen Sicht wurden in den 70er Jahren Themen wie Freundschaft, Erwachsenwerden, Hedonismus und das Vergehen der Zeit zentrale Punkte für den neuseeländischen, fiktionalen Film – und sie wurden immer im gleichen Stil erzählt. „Falling Out“ stellt hier eine viel persönlichere Ausnahmeerscheinung dar. Der Film fokussiert eine Reihe von dunklen Ereignissen und auf sehr persönliche Weise Beziehungsgeflechte in ihrer zeitlichen Abhängigkeit.

From Tiziano Vecellio to Barnett Newman and back (5.00 min.)
Peter Wareing 2008
Peter Wareing ist ein neuseeländischer Künstler, der in den letzten zehn Jahren in New York lebte. In seinem Film sinniert er über die Distanz zwischen Neuseeland und dem Rest der Welt, über den Import und Export von Kultur und die Relevanz von westeuropäischer Kunst die in Ausläufen am Südpazifik angeschwemmt wird.

Info

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Neuseeland

1933

80 min

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